Führung systemisch – Flow Rahmung
Februar 17, 2022„Wer sich selbst wertschätzen kann, ist in der Lage, diese Wertschätzung auch anderen zukommen zu lassen.“
Oliver Groß
Appreciative Inquiry – Eine Methode für wertschätzendes und freudvolles Schöpfen neuer Lösungsansätze in Gruppen
Was kennzeichnet Appreciative Inquiry und wozu dient diese Methode?
Appreciative Inquiry zählt zu den systemischen Methoden, die sich durch ihren konsequent werteorientierten Ansatz zur Entwicklung von Teams und Organisationen auszeichnet. Mit Fokus auf das Beste, was bereits in Teams bzw. Organisationen vorhanden ist, werden die Ressourcen durch die erlebten Geschichten der Beteiligten zum Vorschein gebracht und Energien für Entwicklungen freigesetzt. Mit einer positiven Grundhaltung wird verstärkt was funktioniert. AI inspiriert die „[…] Menschen über die Maßen […]“ (Walter, 2018) und lädt sie ein aus Problemen und Herausforderungen der Organisation zu erwachsen, über sie hinauszuwachsen. Diesen Ansatz bezeichnet der Erfinder der Methode David Cooperrider (2000) als „a positive revolution in change“. (zitiert nach Seliger, 2015, S. 82). Mitte der 1980er Jahre entwickelte der US-amerikanische Professor seine Methode zusammen mit seinem Kollegen Suresh Srivastra, um „Organisationen einen positiven Ansatz zur Konzentration und Umsetzung neuer Aufgaben an die Hand zu geben.“ (Maleh, 2000)
Was sind die Haltung, Werte und Prinzipien von AI?
Appreciative Inquiry ist mehr als eine Methode. Sie steht gleichermaßen für eine Haltung wie für ein Prozedere. Ihr Name bringt dies zum Ausdruck: Appreciation steht für eine Grundhaltung: das im System Vorhandene wird wahrgenommen, wertgeschätzt und gewürdigt und so die Ressourcen, Erfahrungen, Geschichten, Potenziale, Werte, kurz die „Juwelen einer Organisation“ gehoben (Kleinert-Bartels & Maleh, 2003). Gleichzeitig wird der Fokus gelenkt auf „[…] das, was Organisationen lebendig und gesund macht und ihnen Lebenskraft gibt“ (Seliger, 2015, S. 83). „Es geht um das Bejahen und Bestätigen von Stärken, Erfolgen und Potenzialen aus der Vergangenheit und der Gegenwart, sowie um das Aufspüren und Begreifen, welche belebenden Faktoren einem System (Team, Organisation,…) Energie, Excellence oder Vitalität“ verleihen. (Walter, 2018). Der Begriff Inquiry beschreibt den Kern der Methode: Es geht um ein wertschätzendes Interview, in dem mit forschender, neugieriger Haltung die besten Erfahrungen und Geschichten der Organisationen mittels des Instruments des story tellings erzählt und gesammelt werden. Dabei stellen die positiven Erfahrungen das wichtigste Potenzial für Veränderung dar: „AI untersucht, wie man Veränderung gestalten und dabei auf die Werte und Potenziale aufbauen kann.“ (ebenda)
Die Werte bzw. Grundprinzipien von AI werden nach Ruth Seliger (2015) in acht Mottos zusammengefasst:
- Konstruktivismus: „Words create worlds“.
- Simultanität: „Inquiry creates change“.
- Poetisches Prinzip: „We can choose what we study“
- Antizipation der Zukunft: „Image inspires action“
- Positives Prinzip: „Positive questions lead to positive change“
- Ganzheitsprinzip: „Wholeness brings out the best”
- Darstellungsprinzip: „Acting ‚as if‘ is self-fulfilling”
- Prinzip der freien Wahl: “Free choice liberates power“
Appreciative Inquiry zusammengefasst steht für Potenziale, Ressourcen und Entfaltung von Organisationen. (vgl. ebenda, S. 83 f)
Wie läuft eine Appreciative Inquiry Veranstaltung ab?
Eine Appreciative Inquiry Veranstaltung durchläuft nach David Cooperrider vier D-Phasen (siehe Anhang): Discovery, Dream, Design und Destiny. Seliger ergänzt um die Vorphase Decide (ebenda, S. 90): Eine die Veranstaltung vorbereitende Gruppe, die Spurgruppe, erarbeitet mit den Teilnehmern im Vorfeld das Thema heraus, welches erforscht werden soll. (vgl. Berner, 2018)
Der Einstieg in die Appreciative Inquiry Veranstaltung erfolgt über Discovery – Entdecken, dem Kernelement der Methode, dem wertschätzenden Interview und dem story telling. „Es geht darum zu verstehen, was die Organisation erfolgreich macht und was die Unternehmenskraft stärkt. So können erfolgreiche Mechanismen wiederholt werden“ (vgl. Maleh, 2000). Die Phase 2 Dream – Erfinden bietet den Gruppen den Raum ihre Visionen zu kreieren und innerhalb kreativer Darstellungen zu vergegenwärtigen. Gemeinsamkeiten werden zusammengetragen. In der Phase Design- Entwickeln wird die Vision geschärft, sowie die wichtigsten Leitgedanken und Elemente des Neuen festgehalten. In der Phase Destiny-Entfalten werden die Elemente der Vision in Ziele transponiert, Maßnahmen zur Umsetzung geplant und Verantwortliche zugeordnet. Entscheidend sind weiterhin eine Planung des Transfers in den Organisationsprozess sowie eine Erstellung des Kommunikationsdesigns. (vgl. Seliger, 2015, S.89 f)
Worin liegen die Grenzen des Appreciative Inquiry?
Probleme einer Organisation werden hier ausschließlich in der Weise beleuchtet, indem erforscht wird, mit welchen Ressourcen das Problem gelöst wurde. Im dem Sinne gelten Probleme als Motoren für Veränderungen und werden so gewürdigt. Allerdings eignet sich diese Methode nicht für die Bewältigung von Konflikten, sie ist somit nicht sinnvoll in Krisensituationen (wie bspw. in Einsparprozessen) einsetzbar (vgl. ebenda, S.91 ff)
Literatur
Berner, Winfried (2018). Appreciative Inquiry (AI): Konsequente Konzentration auf das Positive. Verfügbar unter. https://www.umsetzungsberatung.de/methoden/appreciative- inquiry.php,Zugriff 14.05.2018
Groß, Oliver (2016) Einfach sagen. Kommunikation, die begeistert und bewegt, BusinessVillage, Göttingen 2016
Kleinert-Bartels, Ingrid und Maleh, Carole (2003). Fit für die Zukunft: Appreciative Inquiry, eine Großgruppenmethode, die mobilisiert. Erschienen in PflegeImpuls 9/2000.
Maleh, Carole (2000). Appreciative Inquiry: Aus Erfolgen lernen. Erschienen in managerSeminare, Heft 44, 2000. Bonn
Maleh, Carole. Appreciative Inquiry. Verfügbar unter: https://www.carole- maleh.com/appreciative-inquiry.html. Zugriff 20.05.18
Seliger, Ruth (2015). Einführung in Großgruppenmethoden. Carl Auer Campus. Heidelberg
Walter, Fritz. Appreciative Inquiry. „Mehr von dem was funktioniert“. Das Beste in der Organisation erkennen und weiterentwickeln. Verfügbar unter: http://www.fritzwalter.com/documents/AI_Mehr_von_dem_was_funktioniert.pdf, Zugriff 20.05.2018